Datum: 1. Februar 2019 um 13:23 Uhr
Dauer: 2 Stunden 15 Minuten
Einsatzart: ABC GEFAHRSTOFF- MELDEANLAGE
Einsatzort: Untersteinbach
Fahrzeuge: HLF 20, ELW 1, MZF
Weitere Kräfte: FF Untersteinbach, Polizei, Rettungsdienst
Einsatzbericht:
CO-Unfall in Unterfranken: Sieben Menschen verletzt – Hubschrauber mussten anrücken
(Bericht: www.infranken.de)
Vermutlich wegen eines Heizungsdefekts gab es am Freitag in Untersteinbach einen folgenschweren Unfall: Sieben Menschen atmeten giftiges Gas ein.
Offenbar ein Defekt an der Ölheizung sorgte am Freitag für einen schweren Unfall in der Steigerwaldgemeinde Rauhenebrach: Sieben Menschen mussten in Kliniken gebracht werden. Im Einsatz waren in Untersteinbach mehrere Notärzte, drei Hubschrauber, sechs Rettungswagen sowie mehrere Feuerwehren und die Polizei.
Ein zunächst scheinbar normaler Einsatz hat am Freitagmittag einen Großeinsatz des Rettungsdienstes nach sich gezogen. Das Team eines Rettungswagens aus Eltmann war beim Betreten eines Wohnhauses in Untersteinbach auf das gefährliche Gas Kohlenstoffmonoxid (CO) aufmerksam geworden und hat daraufhin sofort die Evakuierung des Gebäudes in die Wege geleitet. Insgesamt wurden sieben Personen verletzt, drei mussten mit Rettungshubschraubern in Spezialkliniken geflogen werden.
Bewohner klagten über Schwindel
Gegen 12 Uhr war bei der Integrierten Leitstelle in Schweinfurt ein Notruf einer Frau aus Untersteinbach eingegangen. Sie klagte gemeinsam mit einem weiteren Bewohner über Schwindel und Unwohlsein, so dass ein Rettungswagen wegen des Verdachts eines neurologischen Geschehens entsandt wurde, um medizinische Hilfe zukommen zu lassen. Als wenig später der Rettungswagen von der Rettungswache Eltmann in Untersteinbach eintraf und das Rettungsteam die Wohnung im Erdgeschoss betrat, klagte ein Ehepaar über Unwohlsein und Schwindel und teilte dem RotKreuz-Team mit, dass sich im Obergeschoss zudem ein Mann und eine Frau befänden, die nicht mehr gehfähig seien. Auf dem Weg nach oben löste auf der Treppe ein mitgeführter CO-Warner Alarm aus. Sofort wies das Rettungsteam die Bewohner an, das Haus zu verlassen.
Gemeinsam mit einem Ersthelfer rettete Notfallsanitäter Jürgen Bäuerlein, gleichzeitig Leiter der Rettungswache Eltmann, die im Obergeschoss befindlichen beiden jungen Leute. Eine 19-Jährige lag im Bad am Boden, ein 25-Jähriger im Bett. Beide waren bedingt ansprechbar und mussten mit vereinten Kräften ins Freie geschleppt werden. Das Ehepaar aus dem Erdgeschoss hat das Haus selbst verlassen können.
Großeinsatz für schnelle Hilfe
Anschließend forderte Jürgen Bäuerlein mit seinem Kollegen weitere Rettungskräfte sowie die Feuerwehr zur Gefahrenabwehr nach. Da sich in dem Gebäude mehrere Personen aufgehalten hatten, wurde ein Großeinsatz ausgelöst, um die potenziell Verletzten umgehend medizinisch versorgen zu können. Die Koordinierung des Einsatzes vor Ort übernahm Wolfgang Brühl, Einsatzleiter Rettungsdienst beim Rot-Kreuz-Kreisverband.
Während das Team des zuerst eingetroffenen Rettungswagens alle Patienten in Augenschein nahm, um deren Gesundheitszustand zu beurteilen, trafen weitere Einheiten ein. Insgesamt wurden vier Rettungswagen aus Eltmann, Gerolzhofen, Bamberg und Schweinfurt sowie ein Rettungswagen der Rot-Kreuz-Bereitschaft Zeil zum Einsatz gerufen, ebenso ein Notarzteinsatzfahrzeug aus Gerolzhofen. Zusätzlich forderte der Einsatzleiter ein spezielles CO-Messgerät der Schnelleinsatzgruppe GSG (Gefährliche Stoffe und Güter) des Rot-Kreuz-Kreisverbandes aus Haßfurt an. Mit dem Gerät kann die CO-Konzentration im Blut der Betroffenen gemessen und so beurteilt werden, ob eine medizinische Behandlung notwendig ist.
Drei Menschen in Spezialkliniken gebracht
Bei drei Patienten war die Kohlenmonoxid-Belastung so groß, dass sie intensiv-medizinischer Betreuung bedurften. Die beiden Frauen im Alter von 19 und 68 Jahren sowie ein 25 Jahre alter Mann wurden mit drei Rettungshubschraubern aus Ochsenfurt, Bayreuth und Nürnberg in Spezialkliniken nach Ludwigsburg und Wiesbaden geflogen. Vier weitere Patienten kamen nach einer ersten notärztlichen Versorgung mit Rettungswagen in Kliniken nach Bamberg und Gerolzhofen.
Während die Betroffenen vom Rettungsdienst versorgt wurden, kümmerten sich die Feuerwehren aus Untersteinbach und Eltmann um die Belüftung des Gebäudes. Die insgesamt rund 30 Feuerwehrleute gingen mit schwerem Atemschutz in das Wohnhaus, öffneten die Fenster und sorgten mit einem Speziallüfter für die Durchlüftung des Gebäudes, so dass das gefährliche Gas nach und nach aus dem Drei-Parteien-Wohnhaus entweichen konnte. Polizei und Kaminkehrermeister konnten das Haus längere Zeit nicht betreten, bis der CO-Wert bei laufenden Messungen der Feuerwehr unter einen unbedenklichen Wert gefallen war.
Weshalb es zu dem CO-Austritt gekommen ist, ist Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen, wie Norbert Mohr, Leiter der Polizeiinspektion Haßfurt, vor Ort auf Anfrage sagte. Vermutet wird, dass es an einer Ölheizung zu einem technischen Defekt gekommen ist und so das Kohlenmonoxid aus dem Heizsystem entweichen konnte.
Defekt wahrscheinlich in der Nacht aufgetreten
Noch während der Einsatz lief, kam eine weitere junge Frau nach Hause und klagte über Kopfschmerzen. Sie hatte das Haus bereits am Morgen verlassen. Es ist deshalb anzunehmen, dass der vermutete Defekt bereits in der Nacht aufgetreten und das gefährliche Gas nach und nach entwichen ist.
„Die Hausbewohner haben sich allesamt in akuter Gefahr befunden“, bestätigt das Rote Kreuz. „Ist die Konzentration an Kohlenmonoxid erhöht und atmet man das Gas über längere Zeit ein, kann dies zur Bewusstlosigkeit und zum Tod führen.“ Typische Symptome seien Kopfschmerzen, Luftnot, Übelkeit.
Kohlenmonoxid entsteht bei Verbrennungsprozessen ohne ausreichende Sauerstoffzufuhr. Ursache sind vor allem defekte Öfen und Schornsteinanlagen oder Schwelbrände in abgeschlossenen Räumen. Kohlenstoffmonoxid ist ein farb-, geruch- und geschmackloses giftiges Gas. Genau das macht es so tückisch und gefährlich.
CO-Gas ist durch seine geruch- und geschmacklose Eigenschaft auch für Rettungskräfte sehr gefährlich. Deshalb führen im Rot-Kreuz-Kreisverband Haßberge alle Rettungsteams mit ihrer Ausrüstung einen sogenannten CO-Warner mit sich. Das Gerät in etwa der Größe einer Zigarettenschachtel misst fortlaufend die CO-Konzentration in der Umgebungsluft. Werden erhöhte Werte gemessen, löst das Gerät optischen und akustischen Alarm aus. Für die Helfer ist das ein Zeichen, dass sie sich in Gefahr befinden.